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Pitta ‘mpigliata – Weihnachtliche Aromen Kalabriens

Pittampigliata

Der Duft von Weihnachtsgebäck ist unverwechselbar – wer kennt und liebt ihn nicht, wenn er in der Adventszeit aus der Küche in die Wohnräume dringt und man es kaum erwarten kann, endlich das leckere, frisch gebackene Gebäck zu kosten?

Als wir die Konditorei Dulcis In Fiore in San Giovanni in Fiore betreten haben, ging es uns genauso. Der Duft von frischem Gebäck stieg uns in die Nase und wir durften dabei zuschauen, wie Rocco, einer der drei Inhaber der Firma, gerade dabei war frische Pitta ‘mpigliata zu produzieren.

Pitta ‘mpigliata ist ein typisch kalabresisches Weihnachtsgebäck, eher eine Art Kuchen, der aus Walnüssen und Rosinen besteht, nebst einem dünn ausgerollten Teig, in den diese Zutaten vorsichtig eingerollt werden. Wer einmal eine gute, selbst- also hausgemachte Pitta ‘mpigliata aus einem kalabresischen Haushalt probieren durfte, weiß, wie schwer es ist, eine wirklich gute Pitta herzustellen. Der Teig ist wichtig: Er muss richtig gewürzt sein bzw. die richtigen Zutaten besitzen und sehr fein ausgerollt werden. Gefüllt wird er dann mit Nüssen und Rosinen, die natürlich aus guter Qualität sein müssen. Wenn dies alles passt, wird vor dem Servieren auf die fertige Pitta ‘mpigliata noch Kastanienhonig oder ein anderer würziger Honig darübergeträufelt, der langsam in die Pitta hineinwirkt und ihr noch das letzte, wichtige Aroma hinzufügt und sie unverwechselbar macht!

Die Geschichte der Pitta ‘mpigliata gehört zur Kultur eines Volkes, die sich auch in der Kochkunst manifestiert. Ernährungsgewohnheiten von Bevölkerungen ergeben sich meist aus den wirtschaftlichen Bedingungen der Menschen und der geografischen Lage, in der die Produkte wachsen oder produziert werden. Einfluss haben auch die Formen der Landwirtschaft sowie die klimatischen Bedinungen. Aufgrund dieser Gegebenheiten ist die Pitta ‘mpigliata entstanden, ein Produkt der Umstände, das sogenannte Dessert dieser “Diät der Armen”, die im Sila, in San Giovanni in Fiore, ihren Ursprung hat.

Ihre Herstellung erforderte tatsächlich nur wenige Elemente, die für alle leicht zugänglich waren, da sie die Grundlage jeder Küche und darüber hinaus in der Natur verfügbar waren. So gehören zu den Zutaten einer Pitta ‘mpigliata Mehl, das immer in den Haushalten für die Zubereitung von Brot oder anderen Backwaren vorhanden ist. Weiterhin braucht man für die Füllung Walnüsse, die die Bauern in der Natur, zur Erntezeit der vielen Nussbäume, fanden sowie im Kreis Cosenza die überall zu findenden Feigen, die getrocknet wurden und im Laufe der Jahrzehnte durch Rosinen ersetzt wurden.

Dann fehlten zu diesen einfachen Zutaten noch ein wenig Zucker und andere Gewürze, um den Teig und die Füllung herzustellen.

Bei unserem Besuch der drei engagierten jungen Bäcker erfuhren wir auch etwas, das wir als Liebhaber der Pitta noch nicht wussten: Die Legende über die Pitta ‘mpigliata!
Die Legende erzählt, dass sich ein Bauer in einer stürmischen Nacht im Wald im Sila verirrte. Nach langem Umherirren erschien ihm plötzlich eine prächtige Fee, die ihm ihre Hilfe anbot und ihn zurück nach Hause führte. Aus Dankbarkeit bereitete der Bauer mit allen Zutaten, die er zu Hause hatte, einen Kuchen für die Fee. Er stellte ein Gebäck aus Mehl, Öl und Wein her, füllte es mit Walnüssen und Rosinen, alles gesüßt mit Honig und Zucker. Dann rollte er das Gebäck auf um zu verhindern, dass es sich öffnete, und stoppte die Ränder des Desserts mit Oregano-Stielen: Daher der Name Pitta ‘mpigliata.

In alten Büchern kann man schöne Geschichten rund um die Zubereitung der Pitta ‘mpigliata lesen. Ihre Herstellung war immer ein Anlass für Gemeinsamkeit. Bei ihrer Herstellung halfen sich die Frauen gegenseitig, man fing in einem Haus an und endete im anderen. So waren diese Pittas immer unterschiedlich, auch wenn die Belegschaft fast immer die gleiche war und sich die Zutaten von Familie zu Familie kaum unterschieden. Es war ein Ritual von gegenseitiger Hilfe und ein Wettstreit, wer die beste Pitta herstellte. So hörte man nicht selten Kommentare wie “Cummari [fam. Anrede], deine ist aber zu sehr verkocht” oder “In deiner riecht man aber zu viel Öl”, es wurde viel gelacht. Aber am Ende mochten alle ihre eigenen immer mehr und die Kommentare gerieten in Vergessenheit.

So kennen wir es auch in Aprigliano, unserem Dorf, wo auch die Frauen in der Vorweihnachtszeit gemeinsam Pitte ‘mpigliate backen. So hat man in der Weihnachtszeit, wenn man ein Mitbringsel für eine Einladung benötigt oder selbst Besuch bekommt, immer eine Leckerei parat.

Wir sind daher glücklich, mit der Pitta ‘mpigliata von den drei jungen Unternehmern, die mit Herzblut und im Sinne der alten Tradition ihr Gebäck herstellen, ein handgemachtes Produkt gefunden zu haben, das mindestens genauso gut ist, wie viele zu Hause gebackene Weihnachtskuchen.